Wie verbrachte man seinen Urlaub 1918 auf Hiddensee? Die Frage ist nicht nur spannend, weil für uns heute selbstverständliche Annehmlichkeiten (wie z.B. Strom) auf der Insel noch nicht vorhanden waren, auch das Urlaubsjahr, das letzte Kriegsjahr, macht neugierig.
Perdita Maschke, Enkelin der damaligen Substitutin Olga Dabbert, hat dem Heimatmuseum Hiddensee einen kleinen Schatz als Dauerleihgabe überlassen. Minutiös berichtet die 28jährige Olga von ihrem Urlaubsalltag, beschreibt exakt die zu sich genommenen Mahlzeiten und schwärmt dazwischen immer wieder von der Schönheit der Insel.
Hier ein kleiner Auszug vom ersten Tag:
Um 3 ¼ Uhr verließen wir Stralsund mit der „Caprivi“ […]. Die Überfahrt mit dem Dampfer kostet pro Person 3 Mk. Um 6 Uhr trafen wir auf Vitte ein & Marin, der Hausgeist des Strand-Hotels, wo wir unser Domizil aufschlagen wollten, erwartete uns auf der Landungs-Brücke. Von Frau Sponholz wurden wir auf unser Zimmer geführt & [dort] fielen wir zwei uns vor Entzücken in die Arme. Ganz reizend liegt unser Stübchen, ein Fenster führt zur See hinaus, das andere gestattet einen Ausblick auf den Bodden & friedliche Fischer-Hütten. 2 Betten wundervoll weich, 2 Stühle, 1 Schrank, 1 Waschtoilette, darüber der Spiegel, 1 ovaler Tisch, 2 Nachttische & Bettvorleger bilden das ganze Mobiliar. Das Fenster nach dem Bodden heraus ist zu einem kl. Erker ausgebaut, so dass gerade 1 Person darin sitzen kann. […] Also zum Abendessen labten wir uns an 1 gr. Schüssel Quetschkartoffeln, jeder 3 gr. Stck. Räucher-Aal, 1 gut belegte Schinken-Stulle, dazu 1 Glas Milch & als Abschluss 1 Teller Milchsuppe m. Kartoffelgraupen. Wir schafften alles, nur waren uns die Röcke zu eng. […] Beleuchtung gibt‘s hier keine.
Montagabend, 27.5.
Unter diesem Link ist ein Artikel der Berliner Morgenpost zu finden, der sich ebenfalls dem Tagebuch widmet:
http://www.morgenpost.de/familie/article123991794/Der-Schatz-von-der-Ostsee.html
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